Wertvolle Geschichte

Mit dem Thema „Werte“ beschäftigte ich mich erstmals – damals unbewusst- mit sieben. Eben erst war ich in einem schmucken Gebäude an einem der schönsten Schweizer Seen eingeschult worden – zum zweiten Mal.

Denn als Expat-Kind mit Schweizer Pass hatte ich meine ersten Lebensjahre in einer Weltstadt verbracht und nach dem englischen Kindergarten ein Jahr im dortigen Lycée Français die Schulbank gedrückt. Als wir – meine Eltern und ich sowie mein Dackel – in die Schweiz zurückkehrten, sprach ich fliessend Deutsch und Französisch, und brachte eine Menge Energie, Lebensfreude und Offenheit für Neues mit.

Und dann das: ich wurde in der Schule ausgegrenzt. Ich sprach zwar fliessend Deutsch, aber nicht Dialekt. Zuhause redeten wir Französisch, eine Sprache, mit der sich viele Menschen schwer taten. Ich hatte diese komischen Vornamen – in den 1960ern waren traditionelle Vornamen üblich – und dann trug ich noch eine Brille.

Die Werte, die mich von meinen frühen Erlebnissen in einem multikulturellen, internationalen, offenen und sehr positiven Umfeld prägten, stimmten nicht überein mit der neuen Umgebung, die auf einer althergebrachten, eher passiven und angepassten Haltung beruhte. Fazit: Ich gehörte nicht dazu.

Was sich damals tief in mir einbrannte – dass ich nicht zur Gruppe gehörte – hat mir bis ins Erwachsenenalter zu schaffen gemacht. Bewusst realisierte ich das erst im Erwerbsleben, weil es mir schwerfiel, mich in eine Gruppe zu integrieren. Dank meiner angeborenen, positiven Haltung und meiner Bereitschaft, an mir zu arbeiten, fand ich zu einem selbstverständlichen Umgang mit Gruppen.

Heute bin ich dankbar für diese prägenden Erlebnisse und lebensverändernden Erfahrungen. Was ich daraus lernte, fliesst in meine Arbeit ein als Systemische Beraterin und Erwachsenenbildnerin. Sie haben mein Menschenbild mitgeprägt, meine Werte mitbestimmt, meine Persönlichkeit mitgeformt und meine Kommunikation mitentwickelt.

Ich freue mich, Sie dort zu unterstützen, wo Sie grad im Leben sind!

Herzlich

Daphne Manon Rohr

Systemische Beraterin

Weshalb brauchen wir Werte?

Die sicher gute Nachricht: heute verfügen wir über Mittel wie Coaching und mentales Training, um mitgegebene Werte, die uns einschränken (sogenannte Glaubenssätze) oder bremsen, zu reflektieren, zu hinterfragen und zu ändern – sofern wir dazu bereit sind.

Die vielleicht schlechte Nachricht: Grundwerte werden uns in unseren ersten fünf Lebensjahren über die Prägung unseres Umfelds mitgegeben, ob wir wollen oder nicht, und sie sind für unser weiteres Leben bestimmend.

Unsere Werte verschieben sich im Verlauf unseres Lebens, je nach persönlichen Erfahrungen und Ereignissen. Wir passen uns an, wir lernen und verändern uns und damit oft auch unsere Wertehaltung. Doch tun wir das auch bewusst? Wissen wir, weshalb uns die eine Veränderung mehr belastet als die andere? Wie verhält sich das eigene Menschenbild zu den Werten?

Werte sind sinnstiftend, sie durchdringen und bestimmen unser Leben, sie geben uns Boden unter den Füssen und einen Rahmen, in dem wir uns gedanklich bewegen. Wir suchen uns Menschen, die unsere Werte teilen, seien das Freunde, der oder die Lebenspartner/in. Das gibt uns Sicherheit, wir fühlen uns aufgehoben. Doch frühere Überzeugungen wie „gut und böse“, „richtig und falsch“ haben sich verschoben. Wir kommen in der sich rasch wandelnden Welt nicht drum herum, unsere Werte immer wieder zu hinterfragen, zu reflektieren und auf unsere Lebenssituation neu auszurichten.

So, wie wir täglich dauernd kommunizieren, so setzen wir unsere Werte in Relation zu etwas, wir filtern, wir bewerten, wir wählen aus und entscheiden.

Werte im Arbeitsumfeld

Werte binden uns ein in unser Umfeld. Bei der Anstellung findet ein Abgleich der Werte statt. Passen Arbeitnehmer/in und Arbeitgeber zusammen? Was ist in der Zusammenarbeit wichtig? Wie steht es mit der Unternehmenskultur? Nach der Anstellung macht es Sinn, ab und an zu hinterfragen und sich selbst dazu: „Stehe ich noch zu denselben Werten? Sind meine Rolle und meine beruflichen Ziele mit meiner persönlichen Situation zu vereinbaren?“

Vom Vorgesetzten wird erwartet, dass er oder sie als Vorbild agiert, was einen Werte-Rahmen voraussetzt. Fachlich qualifizierte Mitarbeitende, die neu in diese Rolle kommen, brauchen Zeit, um hinein zu wachsen und ihre Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Ein Coaching bietet ihnen auch die Möglichkeit, zu reflektieren, wie sie die Zusammenarbeit im Team gestalten wollen und welche Wertehaltung ihnen am Herzen liegt.

Spätestens im Mitarbeitergespräch Ende bzw. Anfang Jahr kommt es zu einem Abgleich zwischen Vorgesetzen und Mitarbeitenden bei den Zielen und Massnahmen, sowohl im Rückblick wie in die Zukunft. Um hier die persönliche und firmenorientierte Wertehaltung in Einklang zu bringen, braucht es auf beiden Seiten oft Fingerspitzengefühl in der Kommunikation.

Werte und persönliche Kommunikation

Wenn wir miteinander kommunizieren, sagen wir viel aus über unsere eigene Wertehaltung. Wir stecken einen Rahmen ab zu dem, was uns wichtig ist im Umgang mit Menschen, so wie beispielsweise Respekt und Wertschätzung. Wir teilen unsere Gefühle mit und lösen bei anderen Gefühle aus. Wir setzen uns über Missverständnisse hinweg und lassen diese zu Konflikten eskalieren oder eben nicht. Wenn Menschenbild, Werte, Persönlichkeit und Kommunikation im Einklang sind, lassen sich heikle Momente zwischenmenschlicher Beziehung souverän bestehen.